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4 Teenager auf der Couch schauen auf ihre Handys

Pornos sind immer noch ein Tabu-Thema, das Eltern und Lehrkräfte stark herausfordert. Ich habe mit Katharina Marschall von Safersurfing gesprochen, sie hat mir ein paar Fragen beantwortet, die ich immer wieder bei Vorträgen gestellt bekomme.

Deine Kinder nutzen das Internet? Deine Kinder werden pornografische Inhalte sehen.

Pornos sind überall: In Sozialen Medien, Suchmaschinen, Chatgruppen, Bezahldiensten: Wenn es ein Thema gibt, das im Internet überall vertreten ist, dann ist es Pornografie. Und noch NIE war der Zugang so einfach wie heute.

„71% gaben an, in der letzten Woche Pornos gesehen zu haben“

In einer Studie der US-Organisation Common Sense* sagen 73% der Befragten, dass sie schon einmal pornografische Inhalte im Netz gesehen hätten. 54% gaben an, sie waren beim Erstkontakt 13 Jahre oder jünger. 15% der Teilnehmer:innen waren 11 Jahre alt oder jünger, als sie das erste Mal Kontakt mit Online-Pornos hatten. 58% der Jugendlichen sagen, der Erstkontakt war keine Absicht. „Der unbeabsichtigte Kontakt mit pornografischen Inhalten scheint für Teenager Online eine gewohnte Begebenheit zu sein.“ so die Studienautor:innen.

*Befragt wurden 1.300 Teenager zwischen 13 und 17 Jahren.

„Ich weiß nicht, wie ich mit meinen Kindern über Pornos sprechen soll.“

Meldung einer MutTer aus Wien (bei einem Vortrag in einem Gymnasium, Juni 2023)

Das sagte im Juni eine Mutter zu mir, nachdem wir im Vortrag „Teenager in sozialen Medien“ zuerst bei Körperkult, dann bei Fotos von jungen Mädchen auf Instagram, Grooming und schließlich bei Pornos gelandet sind.

Aber wie spricht man am besten darüber? Wie findet man einen Einstieg? Worum geht es da eigentlich? Ich bin keine Expertin auf dem Gebiet, daher habe ich Kontakt zu Safersurfing aufgenommen, einem österreichischen Verein, der auf den Schutz vor Online-Pornografie spezialisiert ist, und Eltern und Pädagog:innen mit einem breiten Informationsangebot unterstützt.

„Tatsache ist, dass jedes Kind pornografische Inhalte im Internet sehen wird und dass das Alter des Erstkontaktes sinkt.“

(Katharina Marschall, Communications Manager bei Safersurfing.org)

Andrea Buhl-Aigner, smartphonecoach.org (AB):
Katharina, ganz allgemein zum Thema Pornos im Internet: wie gut sind Eltern heutzutage eurer Erfahrung nach informiert?

Katharina Marschall, safersurfing.org (KM): Unserer Erfahrung nach sind Eltern nicht ausreichend informiert. Dazu kommt, dass viele Eltern denken, dass andere Kinder vielleicht schon Pornos gesehen haben, ihre eigenen Kinder aber sicher nicht betroffen sind. Tatsache ist, dass jedes Kind pornografische Inhalte im Internet sehen wird und dass das Alter des Erstkontaktes sinkt. Sowohl in der Schule als auch zu Hause sollte das Thema unbedingt angesprochen werden.

AB: Im Gespräch geht es häufig um „Buben die Pornos schauen“. Ist das bei den Mädchen auch ein Thema?

KM: Ja, immer mehr Mädchen schauen Pornos. Gründe dafür sind möglicherweise Neugierde und, genau wie bei Burschen, der Wunsch, dem Alltagsstress zu entfliehen. Das Pornoschauen hat sowohl für Buben als auch für Mädchen negative Auswirkungen. Einige davon sind:

  • Pornos verändern, wie sich (junge) Menschen selber und andere wahrnehmen: Körper wird zum Sexobjekt
  • Es gefährdet die Beziehungsfähigkeit. Viele können keine langfristigen, stabilen und befriedigenden Beziehungen mehr eingehen
  • Es fördert die sexuelle Gewalt: Immer mehr Übergriffe werden von Kindern und Jugendlichen begangen
  • Es besteht ein hohes Suchtrisiko

AB: >>Ich weiß nicht, wie ich das Thema Pornografie zuhause ansprechen soll.<<, höre ich immer wieder von Eltern in meinen Vorträgen. Warum tun wir uns mit dem Thema so schwer?

KM: Es ist für viele Eltern eine große Überwindung, mit ihren Kindern über Sexualität und Pornografie zu sprechen. Oft sind sie selbst „unaufgeklärt“ aufgewachsen. Manche Eltern fürchten, dass sie das Kind durch ein Gespräch erst auf den Gedanken bringen könnten, Pornos anzusehen. Tatsache ist, dass Eltern, die mit ihren Kindern nicht über diese Themen sprechen, die Aufklärung der Pornoindustrie überlassen und dies führt wiederum zu einem falschen Bild von Sexualität.

AB: Wie sollten Eltern reagieren, wenn sie merken, dass ein Kind versehentlich einen Porno gesehen hat? Sind bei Volksschulkindern und Teenies unterschiedliche Reaktionen gefragt? Wie geht man am besten vor?

KM: Wichtig ist, dass Eltern ruhig bleiben und nicht in Panik geraten, da sie sonst riskieren, dass sich das Kind ihnen in Zukunft gar nicht mehr anvertraut.

Möglichkeiten, wie die Aufarbeitung gelingen kann:

  • Das Kind ernst nehmen, wenn es von einer unangenehmen Erfahrung berichtet.
  • Fragen, wie es dazu gekommen ist.
  • Gut zuhören.
  • Das Kind wissen lassen, dass es jederzeit mit Fragen und Anliegen kommen kann.
  • Eventuell die Schule bzw. andere Eltern mit einbeziehen, je nachdem wo es zum Kontakt kam.
  • Wenn man selbst nicht mehr weiterweiß, Hilfe von außen holen.

Bei Teens können auch weitere Themen besprochen werden, wie Erlaubnis und Einverständnis, Respekt und Gewalt, Gesundheit, Körperbild etc.

AB: Worüber sollten Eltern sich Gedanken machen, wenn Kinder beginnen, das Internet zu nutzen? Worüber sollte man von Anfang an offen sprechen?

KM: Eltern sollten:

  • Vorweg Regeln hinsichtlich der Internetnutzung aufstellen und mit dem Kind ein angemessenes Online-Verhalten besprechen.
  • Gemeinsam Zeit mit dem Kind online verbringen.
  • Den Überblick über die Nutzung von Smartphones oder Tablets behalten.
  • Eine Kinderschutz-Software nutzen. Einen 100%igen Schutz gibt es zwar nicht, eine Kindersicherung kann aber gerade bei jüngeren Kindern eine große Hilfe sein.
  • In Erfahrung bringen, ob und welche Art von Online-Schutz von der Schule, der Nachmittagsbetreuung, bei Freunden oder anderen Orten angeboten wird, an denen Kinder Computer ohne Aufsicht der Eltern nutzen könnten.

Informierte Eltern sind der beste Kinderschutz!

AB: Hier noch eine Elternfrage: >>Mein 14-Jähriges Kind schaut heimlich Pornos am Handy oder Tablet. Ich weiß das, weil ich den Verlauf am Gerät angesehen habe. Was soll ich tun?<<

KM: Es ist wichtig, ein ruhiges Gespräch mit dem Kind zu führen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für ein Aufklärungsgespräch, wenn es nicht schon stattgefunden hat. Darüber sprechen, dass Pornos unrealistisch sind und ein verzerrtes Bild von Beziehungen und Sexualität wiedergeben. Negative Auswirkungen des Pornokonsums besprechen.

AB: Und noch eine Elternfrage: >>Mein 16-Jähriger Sohn sieht sich immer wieder Pornos an. Mein:e Partner:in findet das nicht so schlimm. Reagiere ich über? Ab wann ist das seine/ihre  Sache oder Privatsphäre?<<

KM: Es findet oft (einseitig) eine Verharmlosung statt, manchmal auch weil der Partner/die Partnerin selbst Pornografie konsumiert („ist ja eh normal“). Natürlich ist es schwieriger, wenn die Eltern sich nicht einig sind, aber ein Gespräch mit dem Teenager ist auf jeden Fall wichtig. Im Allgemeinen darf unter 18-Jährigen Pornografie nicht zugänglich gemacht werden, aber hier gilt das Jugendschutzgesetz des jeweiligen Bundeslandes.

(Das Interview wurde im Juni 2023 per E-Mail geführt).

Hilfe für Eltern beim Schutz der Kinder vor Online-Pornografie – Safersurfing.org

Der Verein Safersurfing unterstützt Eltern und Pädagog:innen mit einem breiten Informationsangebot. Das Ziel der Organisation ist es, auf die Gefahren von Pornografie hinzuweisen. In der Elternfortbildung geht es unter anderem um Themen wie den Erstkontakt mit Pornografie (z. B. im Freundeskreis oder in der Schule) und Warnsignale oder Indikatoren, an denen Eltern eine Gefahr durch Pornografie erkennen können. Fragen wie „Wie wirkt sich Pornografie im Alltag aus?“, „Wie wird die sexuelle Entwicklung beeinflusst?“ und „Wie kann ich mein Kind schützen?“ stehen im Zentrum der Arbeit.

Empfehlungen zum Weiterlesen:

>>Mein Kind schaut Pornos – Was besorgte Eltern tun können (safersurfing.org)

>>Pornos im Teenageralter – Wie reagieren als Eltern? (safersurfing.org)

>>Pornos im Volksschulalter – So können Eltern entsprechend reagieren (safersurfing.org)

Download für Eltern: „Mit deinen Kindern über Pornos reden“

„Trotz der besten Voraussetzungen wird der Zeitpunkt kommen, an dem Ihr Kind außerhalb Ihres Einflussbereiches mit Pornografie in Berührung kommt. Diese Broschüre hilft Ihnen, das Thema im Zuge einer altersgerechten Aufklärung anzusprechen. Geben Sie Ihrem Kind einen Rahmen, um den unvermeidlichen Erstkontakt einordnen zu können und negative Auswirkungen zu vermeiden.“


Unterstützung für Pädagog:innen – Aufklärung über Pornografie im Unterricht

Im Unterricht über Pornografie sprechen? Safersurfing unterstützt Pädagog:innen duch Fortbildungsangebote und Informationen für den Unterricht und in der Jugendarbeit. Wie thematisiert man die Darstellung von Sexualität im Internet? Wie stark werden pornografische Inhalte von Jugendlichen genutzt und verbreitet? Welche Präventionsmaßnahmen können hilfreich sein?

Download für Lehrer:innen

„Powergirls und starke Kerle“ – 9 Unterrichtseinheiten für einen ganzheitlichen und entwicklungssensiblen Sexualkundeunterricht (Altersstufe: Vorpubertät, 10-13 Jahre), inkl. Arbeitsblätter und Materialien für den Unterricht.

Themen: Selbstschutz, Selbstbehauptung, Prävention von Übergriffen, Sexting, Pornografiesucht, Stärkung von Identität und Beziehungskompetenz


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