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science.orf.at berichtet über eine neue Studie der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der Universität Michigan. Das Forschungsteam untersuchte, wie sich die Fähigkeit zur Regulierung der eigenen Emotionen bei Kindern zwischen 3 und 5 Jahren entwickelt, wenn Kinder regelmäßig mit smarten Geräten beruhigt werden.

Mobile Geräte zur Beruhigung – was macht das mit kleinen Kindern?

Die Fragestellung in der Studie lautete: „Ist die Verwendung mobiler Geräte zur Beruhigung der Emotionen und des Verhaltens von Kleinkindern mit langfristigen Schwierigkeiten in Bezug auf ihre exekutiven Funktionen und ihre emotionale Reaktionsfähigkeit verbunden?“

Oder etwas einfacher formuliert:
Haben Kinder, die als Kleinkind mit Smartphones und oder Tablets beruhigt wurden, später Schwierigkeiten, mit ihren Emotionen umzugehen?

In der frühen Kindheit entwickeln sich im Gehirn wesentliche Fähigkeiten zum Umgang mit Emotionen und zur Steuerung der eigenen Gefühle:

Diese Fähigkeit ermöglicht es Kindern, ruhig und konzentriert zu bleiben und flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren. Nicht zuletzt für den späteren Schulerfolg sei sie deshalb sogar wichtiger als Intelligenz, schreibt das Forschungsteam, dessen Studie nun im Fachjournal „JAMA Pediatrics“ veröffentlicht wurde.

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Impulsive Kinder und Buben stärker betroffen

In der Studie wurde festgestellt, dass bei Kindern, die schon sehr aktiv und impulsiv sind, digitale Geräte noch verstärken können:

Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Verwendung von digitalen Geräten zur Besänftigung unruhiger Kinder vor allem für diejenigen problematisch sein kann, die bereits Probleme mit emotionalen Bewältigungsstrategien haben.

Jenny Radesky, Ärztin (Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Universität Michigan)

Insgesamt wurden 422 Kinder zwischen 3 und 5 Jahren und deren Eltern befragt wurden. Es zeigte sich auch, dass der Zusammenhang bei Buben stärker ausgeprägt war als bei Mädchen.

Von smarten Geräten zur Beruhigung von Kleinkindern wird dringend abgeraten

Die Verwendung zur Beruhigung von Kleinkindern mag wie eine harmlose, vorübergehende Lösung erscheinen, um Stress zuhause zu reduzieren. Es kann aber langfristige Folgen haben, wenn dies zur regelmäßigen Beruhigungsstrategie wird.“

JENNY RADESKY, ÄRZTIN (UNIVERSITÄTSKLINIK FÜR KINDER- UND JUGENDHEILKUNDE, UNIVERSITÄT MICHIGAN)

„Wie ein Entzug“

Wie ihre Kinder auf häufige Beruhigung und Beschäftigung mit Smartphones reagieren, erzählt mir meine Bekannte Cathy. Sie ist Tagesmutter in Wien und betreut seit vielen Jahren unter der Woche Kleinkinder.

Wenn 2 bis 3-Jährige in der Früh zu mir kommen, mit dem Handy in der Hand. Dann wird es vor der Haustür abgenommen und ich kann mich 2 Stunden herumquälen, bis es wieder läuft. Man kann nichts machen, es ist wie ein Entzug. Sie reagieren nicht, außer, ich nehme das Handy in die Hand. Da sind sie dann gleich da. Es ist fürchterlich. Ich sag ja nichts, wenn sie sich z.B. am Abend „Sandmännchen“ anschauen oder so. Aber es ist wirklich nicht notwendig, nur, damit sie einen Frieden geben, ihnen das Handy in die Hand zu drücken. Es gibt genug Spielsachen oder Bücher die sie im Wagerl anschauen können, es muss kein elektronisches Ding sein.

Cathrin, Tagesmutter aus Wien

Link zur ganzen Studie im Fachjournal JAMA Pediatrics (Englisch, veröffentlicht am 12.Dezember 2022)

Link zum Artikel auf science.orf.at

US-Studie: Smartphones und Tablets beeinflussen Regulierung der Emotionen bei Kleinkindern
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