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TikTok, YouTube und ChatGPT.
Das sind die drei Quellen, die ich in Schulklassen am häufigsten höre, wenn ich frage, wo sich Kids Informationen und Nachrichten holen.
Ich erkläre heute die wichtigsten Unterschiede, die du kennen musst, um mit deinem Kind darüber zu sprechen, wo man verlässliche Informationen im Internet findet.
Weiter unten gibt es auch noch ein paar Gesprächsimpulse für zuhause. Für einen leichteren Einstieg in Gespräche.
Und für die Lehrer:innen unter euch habe ich ganz unten die neue Unterrichtsvorlage zum Thema verlinkt – viel Spaß damit.
Die Mediennutzung hat sich stark verändert
Jugendliche nutzen häufig keine „klassischen“ Medien mehr. Sie lesen nicht Zeitung und sie surfen auch nicht direkt auf Nachrichtenseiten von Medienhäusern.
Sie skimmen durch den Feed. Wer dort nicht vorkommt, existiert nicht.
Und wenn sie Informationen suchen, nutzen sie die Suchfelder in Insta, TikTok oder YouTube.
Oder sie fragen die KI, z. B. in ChatGPT.
Das ist ein Problem.
Suchmaschinen funktionieren grundlegend anders als die Suchfunktionen in Sozialen Netzwerken oder KI-Tools.
Suchmaschinen „crawlen“ das Internet.
Das bedeutet, sie suchen und analysieren systematisch Inhalte, speichern Webseiten in einem Index und verwenden Algorithmen wie PageRank, um relevante Ergebnisse zu liefern.
Die Suche funktioniert über Schlüsselwörter, wobei die Relevanz durch Faktoren wie Aktualität, Verlinkungen zu anderen Seiten und technische Qualität der Seiten bestimmt wird.
Eignung für eine seriöse Recherche: Hoch.
Die Ergebnisse sind oft vielfältig, direkt verlinkt und überprüfbar, wenn man auf vertrauenswürdige Quellen achtet.
Soziale Netzwerke werden von Algorithmen gesteuert
ACHTUNG: Hier erfolgt keine klassische Suche wie bei Suchmaschinen.
Informationen werden durch Empfehlungsalgorithmen angezeigt. Diese bevorzugen Inhalte, die häufig geliket, geteilt oder kommentiert werden. Oder, die so ähnlich sind wie Inhalte, die ein:e Nutzer:in schon konsumiert hat.
Die Inhalte stammen meist von Nutzer:innen, nicht von Journalist:innen oder Fachredaktionen.
Der Algorithmus lernt aus Nutzerverhalten (z. B. Verweildauer, Vorlieben, Interaktion) und verstärkt Inhalte, die emotional ansprechen oder polarisieren.
Dinge, die wir sehr lustig finden.
Oder Inhalte, die uns stark aufregen oder traurig machen.
Das Ziel des Algorithmus ist, Menschen zu regelmäßiger, langer Nutzung zu bringen. Das erzeugt Daten und Aufmerksamkeit für Werbeinhalte, und somit Verkaufserlöse.
Eignung für seriöse Recherche: Gering.
Es besteht eine hohe Gefahr von Desinformation, Filterblasen und fehlender Quellenprüfung.
Large Language Models (LLMs): Textgenerierung auf Basis statistischer Wahrscheinlichkeiten
LLMs wie ChatGPT generieren Antworten, indem sie Muster in riesigen Textdaten erkennen.
ACHTUNG: Sie verstehen keine Inhalte im eigentlichen Sinne, sondern sagen vorher, welches Wort wahrscheinlich als nächstes passt.
Die Modelle greifen dabei nicht direkt auf aktuelle Informationen zu, sondern arbeiten auf Basis von Daten, mit denen sie trainiert wurden.
LLMs kombinieren maschinelles Lernen und automatisierte Vorhersage-Techniken.
Eignung für seriöse Recherche: Mittel.
Kommt auf die Fragestellung an. Hilfreich zur ersten Orientierung oder zur Zusammenfassung von selbst kontrollierten Eingaben.
Alle Ergebnisse sollten durch externe, verlässliche Quellen überprüft werden.
Zusammengefasst:
Für fundierte, ausgewogene Recherchen sind klassische Suchmaschinen in Kombination mit seriösen Quellen (z. B. wissenschaftliche Datenbanken oder Qualitätsjournalismus) am besten geeignet.
LLMs (wie ChatGPT) eignen sich höchstens ergänzend, unter bestimmten Rahmenbedingungen.
Infos aus sozialen Netzwerken sind immer mit Vorsicht zu genießen.
5 Tipps für einen Einstieg ins Gespräch:
Zuhause über Suchmaschinen, Social Media und KIs sprechen:
1. Mach Gespräche über Suchmaschinen, Social Media-Netzwerke und KIs zu einem normalen Thema im Familienalltag. Sprich Themen an, über die du gelesen hast (wie z. B. in diesem Blog) und frag dein Kind nach seiner Meinung.
2. „Verwendet ihr ChatGPT in der Schule?“ Interessiere dich dafür, wie die KI im Schulaltag verwendet wird.
3. Du hast noch nie selbst ein KI-Tool verwendet? Perfekt. Bitte dein Kind, dir etwas zu zeigen und probiert gemeinsam ein Tool aus.
4. KIs sind darauf trainiert, dir eine Antwort zu liefern, die dich zufrieden macht. „Ich weiß es nicht“ schreiben sie selten. Es kommt immer wieder vor, dass KIs „fantasieren“ und Antworten erfinden. Überlegt euch ein paar Fragen, auf die es keine richtige Antwort gibt. Und versucht, die KI hinter’s Licht zu führen.
5. Dein Kind wird irgendwann (bald oder in ein paar Jahren) wählen dürfen. Besprecht, wo man glaubwürdige Informationen findet, wie man seriöse Quellen sucht. Und was der Unterschied zwischen Journalist:innen und Influencer:innen ist.
Ich hab zum Spaß ChatGPT nach einem Buch von mir gefragt, das ich nie geschrieben habe. Hier kommt die Antwort:

Gar nicht schlecht erfunden, oder?
„Gerhirnfreundlicher Reizwechsel“ – Warum ist mir das nicht eingefallen?
Und das passiert, wenn man der App sagt, dass sie lügt:


Warte, das war noch nicht alles.
Ich bekam zwei Reaktionen, und soll mich entscheiden, welche ich lieber hören will. Das war die Zweite:

Ich muss für heute Schluss machen. ChatGPT schreibt mir jetzt eine Vorlage für ein Buch!!!
Nicht.
Hier habt ihr den Beweis: durch meine Antwort trainiere ich ChatGPT, noch etwas genauer zu wissen, was ich hören will (und nicht: was der Wahrheit entspricht).
Viel Spaß beim Ausprobieren zuhause 😉
Ich hoffe, die Downloads und Empfehlungen sind hilfreich für dich!
Unten verlinke ich noch die Unterrichtsvorlage. Falls du jemanden kennst, der das brauchen könnte, schick den Link zur Seite gerne weiter.

Download „Suchen und Recherchieren in Suchmaschinen, sozialen Netzwerken und mit KI“
* 9 Fragen zum Einstieg ins Thema
* Eine komplette Vorlage für einen Workshop mit 4 Aufgaben.
* Zusatzaufgabe mit 2 Empfehlungen zu aktuellen Artikeln und passenden Fragen zur Diskussion und Reflexion in der Klasse.
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