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Diesen Dialog habe ich vor dem Sommer in einer Privatschule in Wien mit einer 11-Jährigen geführt:
„Ich spreche mit ChatGPT wenn ich alleine bin, oder wenn mir langweilig ist.“ erzählt die Schülerin auf meine Frage, wofür sie KI-Tools wie Meta KI oder ChatGPT verwendet.
Man bekommt immer eine Antwort. Das findet sie toll.
„Und, spricht da wirklich jemand mit dir, oder ist das eine Maschine?“
frage ich sie.
Sie zögert sehr lange. Sie ist sich nicht ganz sicher. Es fühlt sich so echt an.
In dem Moment habe ich es verstanden.
Sie verwenden es für alles.
Nicht nur für Hausaufgaben und Referate. Sie fragen nach Dingen, die sie beschäftigen. Stellen der KI wichtige Lebensfragen. Oder nutzen es als Zeitvertreib und der zuverlässige Gesprächspartner vertreibt auch die Einsamkeit.
Aber was texten die Kinder da?
Nachdem Mark Zuckerberg schwer erreichbar ist, habe ich direkt die Meta KI gefragt, was sie so mit Kindern bespricht:

Foto: Screenshot meines Dialogs mit der Meta KI.
Es passt sich also an Kinder-Sprachniveaus an. Das fühlt sich sicher gut an für Kids. Ähnlichkeiten in der Sprache schaffen Verbundenheit und fördern das Vertrauen.
Aber was besprechen die Kids tatsächlich?
Lässt sich das herausfinden?

Foto: Screenshot aus meinem Dialog mit der Meta KI
OK, klingt ja nicht so wild.
ACHTUNG: An dieser Stelle muss ich mich daran erinnern, wie KIs arbeiten. KI-Tools erkennen keinen Kontext. Sie hören nicht zu und verstehen nicht wirklich was man fragt. Sie rechnen eine möglichst plausible Antwort aus.
Keine Ahnung, ob irgendwas davon stimmt.
Die nächste Antwort klingt leider schon ein bisschen danach, dass die KI doch auch mal Berater oder Therapeut spielt:

Foto: Screenshot aus meinem Dialog mit der Meta KI
Müssen wir uns Sorgen machen?
Darauf kann ich dir keine eindeutige Antwort geben. Meine Gedanken dazu, für dich zur Einordnung:
- KI Tools werden immer besser und leistungsstärker. Sie erleichtern uns viele Tätigkeiten.
- Wir wissen bei keinem der Tools, mit welchen Daten sie trainiert werden, und welche Ziele dem Algorithmus zu Grunde liegen.
- Wir wissen nicht mit Sicherheit, wo die Daten landen, wo sie gespeichert, geteilt oder ausgewertet werden.
- Es wird immer wieder von Fällen berichtet, in denen KI-Tools merkwürdige oder mitunter sogar gefährliche Ratschläge gegeben haben.
- Wir sind soziale Wesen, wir möchten in Kontakt sein und lieben Aufmerksamkeit. KI-Entwickler:innen wissen das. Systeme werden so gebaut, dass sie uns Antworten geben, die uns zufrieden stellen.
Mir ist nicht wohl dabei, dass Kinder sich daran gewöhnen, dass sie die KI im Handy alles fragen können.
Immer ein Backup oder einen Plan B auf Knopfdruck.
Was bedeutet das für die Eltern-Kind-Beziehung? Was wird aus Freundschaften? Wie wird das unseren Umgang miteinander oder unsere Kommunikation beeinflussen?
Schreibt die KI dann Vorschläge für meine Textnachrichten an meinen Crush?
Oder meinen ersten Liebesbrief?
Kann sein. Aber wie immer: Kein Grund zur Panik!
Reden wir drüber!
Das kannst du zuhause oder in der Schule tun:
- Sprich deine Sorgen über KI offen an.
- Frag dein Kind, ob es KI-Tools verwendet.
- Probier KI-Tools aus: du hast noch nie mit Meta-KI oder ChatGPT geschrieben? Probier es gleich aus.
- Startet gemeinsam einen Chat und seht euch zusammen an, was die KI antwortet.
- Frag dein Kind, ob es weiß, wer die KI trainiert hat, woher die Daten kommen und ob es weiß, wo seine Fragen gespeichert werden.
- Besprecht, warum es gut ist, Probleme mit Eltern, Freund:innen oder Lehrer:innen zu besprechen (statt mit einer Maschine).
- Besprecht auch, dass es sich gut anfühlen kann, wenn das Chatfenster immer antwortet. Aber versuch deinem Kind klarzumachen, dass da niemand sitzt, und dass die guten Gefühle keine reale Basis haben.
Bleibt auf jeden Fall im Gespräch. Sag deinem Kind, dass es immer zu dir kommen kann.
Und falls du einen Teenager zuhause hast: biete deinem Kind alternative Gesprächspartner (Freundinnen, Onkel, Tanten, die Nachbarin ..) an, falls ihr gerade keine so gute Gesprächsbasis habt.
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